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Vereinswanderung (MAMU) vom 11. März 2007, Eibenwald bei Paterzell
Letztes Jahr um diese Zeit hatten wir auch eine Vereinswanderung angesetzt. Sie fand mit drei Teilnehmern, ohne Exkursionsleiter und bei gefühlten zwei Metern Schneehöhe am Ammersee statt (siehe erstes Foto). Bei unserer heurigen Märzexkursion dagegen präsentierte sich der Paterzeller Eibenwald bereits im fertig gestrickten Frühlingsgewand, geschmückt mit Leberblümchen und Frühlingsknotenblumen. Als vermutlich letzten Schnauferer hatte der verhinderte Winter lediglich einen sanften Nachtfrost in den Wald gezimmert, der so manchen voreilenden Pilz wie den Würzelchentrichterling vorübergehend erstarren ließ.
Wie bei einer königlich-englischen Jagd hetzte Exkursionsleiter Peter Karasch die versammelte Pilzlermeute auf ein einziges, unscheinbares Schwammerl, nämlich den ungestielten Schwarzborstling. Womit letzterer das verdient hatte, weiß der Himmel, jedenfalls wurde er an mehreren Stellen gefunden: das pure Glück für das Seelenheil des Exkursionsleiters, eher ein Pech für den Schwarzborstling (Pseudoplectania nigrella), dessen Stammplatz in der Roten Liste mehr und mehr gefährdet erscheint. Aus diesem unscheinbaren Pilz wird übrigens das hochwirksame Antibiotikum Plectasin gewonnen. Wer mehr darüber wissen möchte, findet beim Googeln nach Plectasin Hintergrundinformationen zu diesem Thema.
Abgesehen von den dramatischen Ereignissen um den Schwarzborstling stand etwas ganz anderes im Mittelpunkt der Wanderung, nämlich die allfällige Unterscheidung zwischen Fizarü und Fizahe. Die ist eigentlich ganz einfach: der Fizarü hat einen gelblichen Stiel, riecht in etwa nach gar nichts und wird gemeinhin zur Zubereitung von Schwarmmerltoast empfohlen. Der Fizahe dagegen hat einen grauen Stiel, riecht nach Hallenbad und hat auf einem Toastbrot auch schon überhaupt nichts verloren. Ein Fiza ist übrigens ein Fichtenzapfen, ein Rü ist ein Rübling und ein He ein Helmling.
Möglicherweise kursierende Gerüchte, wonach unsere schnelle Rückkehr in den Eibenwald nach der Dezemberwanderung im vergangenen Jahr keinerlei mykologischen Hintergrund hätte, sondern der Qualität der Bratensulz im Paterzeller Wirtshaus zu schulden sei, verweise ich an dieser Stelle energisch ins Reich der Fabel. Trotzdem braucht sich keiner wundern, wenn der Verein für Pilzkunde München irgendwann einmal einen Wirtshausführer für Oberbayern herausbringt.